Motto: Das neue Motto wird erst Ende April beschlossen.

Die Vorgeschichte

1985

Ein Vorwort:

Der Karneval fand in der DDR bei Partei und Regierung keinen großen Anklang, war der doch ein Ort für Kritik an der Staatsführung und der dominierenden Partei - der SED. Er war aber auch ein Ventil, um Druck auf vornehmlich heitere Weise abzulassen. Man ließ die Karnevalisten gewähren und beobachtete sie genau, um ggf. einzugreifen, wenn die kritischen Töne zu unliebsam für die Partei- und Staatsführung werden sollten. Um keinen Ärger zu bekommen, überlegte man sich in den Klubs sehr genau, wie weit man gehen kann. Die meisten Karnevalisten wollten einfach nur Spaß haben und gute Laune verbreiten. Das ging auch, wenn man um die große Politik einen Bogen machte. Die realen Alltagssorgen der Bevölkerung wurden trotzdem nicht ausgespart und karnevalistisch verarbeitet.

Vor der deutschen Wiedervereinigung, dem „Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland“ im Jahre 1990, gab es auf dem Territorium der damaligen DDR 1.344 registrierte Karnevalsvereine mit ca. 70.000 Mitgliedern. Zu den geschätzten 120.000 Veranstaltungen kamen jährlich etwa 6,5 Millionen Zuschauer. (Das sind die Zahlen des Zentralen Arbeitskreises Karneval, dem Leitorgan des organisierten Karnevals in der DDR.)

 

Das Vorspiel:

Die Gründung des Wriezener Carnevals-Club`s war ein Vorgang, der sich schon Jahre zuvor andeutete, aber erst Anfang 1985 konkrete Formen annahm. Die Vorbereitung der Gründung zog sich über mehrere Monate hin.

Nachweise zum genauen Datum der Vereinsgründung liegen nach unseren Recherchen nicht mehr vor; sicher ist nur, dass die erste Veranstaltung am Samstag, den 16.11.1985 um 19.30 Uhr im Saal (Speisesaal) des LIW (Landwirtschaftliches Instandsetzungswerk) – Berliner Berg in 1313 Wriezen unter dem Motto „Aller Unfug ist schwer“ stattfand.

Die notwendigen Schritte zur Vereinsgründung erfolgten über das damalige Klubhaus in Wriezen. Die Grundlage bildete die Verordnung über die Gründung und Tätigkeit von Vereinigungen des Ministerrates der DDR vom 6. November 1975. Dies belegt ein Schreiben des Kreiskulturkabinetts vom 26.03.1985 an den damaligen Leiter des Klubhauses in Wriezen, Achim Barth.

Das Klubhaus Wriezen gehörte zu dieser Zeit zum Rat der Stadt Wriezen und war für die Organisation und Durchführung kultureller Veranstaltungen der Stadt zuständig.

Unter der Regie des Klubhauses gab es im Jahre 1985 mehrere Beratungen mit den Vertretern des Gründungskomitees des Wriezener Karnevalsvereins. Die nachfolgenden Einladungen an Horst Raupach, Mitglied des Gründungskomitees, belegen diese Aussage.

Im Zuge der Vorbereitungen für die Vereinsgründung fanden zu Beginn des Jahres 1985 Beratungen mit weiteren Vereinen der Region statt (siehe folgende Mitschrift von Horst Raupach). In dieser Mitschrift befinden sich auch eine Auflistung von Personen, aus denen sich der Elferrat rekrutieren sollte. Dies waren:

 

Außerdem wurden das Motto der ersten Veranstaltung „Aller Unfug ist schwer“ und ein erster Entwurf des Vereinswappens kreiert.

Die kurzen, noch erhaltenen Mitschriften der Beratungen vom 08.04., 10.09. und 24.09.1985 geben einen kleinen Einblick, mit welchen Themen (Vereinsgründung, Mitgliederwerbung, Statut, Karnevalsschlager,  Eintrittskarten und Preise) sich das Organisationskomitee im Jahre 1985 auseinandersetzte.

Ein weiteres Gespräch mit dem damaligen Präsidenten der Freienwalder Karnevalsgesellschaft, Horst (Hotti) Wolf, wurde ebenfalls protokolliert.

In den letzten Wochen vor der ersten Veranstaltung gesellte sich der Zahnarzt Dr. Rolf Franke zum Vorbereitungskomitee. Da keiner der vorgenannten Elferrratskandidaten,  das Amt der/des Präsidente(i)n übernehmen wollte, stellte sich letztlich Dr. Rolf Franke zur Verfügung und wurde so zum ersten Präsident des Wriezener Carnevals Club`s berufen. Dieses Amt übte er bis zu seinem tragischen Tod (1999) souverän und mit viel Liebe zum Karneval und ebenso viel Leidenschaft aus. Seine Stellvertreter waren Fritz Petersdorf und Ingrid Schulz.

Weitere Hinweise finden sie auf den ersten Seiten der verlinkten handgeschriebenen Chronik (1985 bis Feb. 1989) von Dr. Rolf Franke.

1985